Frankfurter Rundschau, Printausgabe vom 3.12.2007

Spagat und noch einiges mehr
Neu-Isenburg Beim Garde- und Schautanzturnier des TSC Ysenburg wird viel Können geboten
Von Juliane Mroz


Eine Techno-Version von „Born to be Wild" fetzt aus den Bo­xen, auf der Bühne tanzt eine Gruppe durchtrainierter junger Frauen in hautengen Anzügen. Das Hüftwackeln ist vollendet syn­chron, und als sie aus dem Stand in den Handstand und von dort in den Liegestütz gehen - allerdings ohne, dass die Füße den Boden be­rühren - bricht der Applaus los.

Mal sitzen die Tänzerinnen breitbeinig auf dem Boden und tun so, als säßen sie auf einer Harley, dann stehen sie in einer Reihe und lassen sich eine nach der anderen geschmeidig zu Boden fallen, um kurze Zeit später zackig weiter zu tanzen.

Auf den kunstvoll geschmink­ten Gesichtern ist keine Anstren­gung zu erkennen, professionell strahlen die Sportlerinnen ins Publikum. „Vier Minuten durchzuste­hen, ist schon hart. Da gibt keiner anschließend eine Zugabe", sagt Michael Kaul vom Tanzsportclub Ysenburg.

Wer Garde- und Schautanz als Sport betreibt, bringt körperliche Höchstleistungen. Gefragt sind Kondition, Koordination und Rhythmusgefühl. „Spagat ist Pflicht", so Kaul. Es empfiehlt sich, möglichst früh einzusteigen. In der Purzelgruppe werden die Allerkleinsten ans Tanzen herange­führt. Mindestalter ist drei Jahre. Vom fünften Lebensjahr an wird richtig getanzt. Mit etwa Mitte 20 beenden viele Sportlerinnen ihre Wettbewerbskarriere, so Kaul, „viele werden dann hoffentlich gu­te Trainerinnen oder Preisrichte­rinnen."

Die 23-jährige Kim Schreib­weis kam vor zehn Jahren zum Schautanz beim TSC, weil ihr beim Leistungsturnen der Trai­ningsaufwand zu groß geworden war. Statt fünfmal trainiert sie nun zweimal pro Woche - plus Trainingscamps und Turniervorbe­reitung. Ihre Vereinskollegin Han­na Maschke hatte die TSC-Tänzerinnen früher oft im Fernsehen be­wundert und kam über Bekannte zum Verein. „Weil ich jahrelang Sport gemacht habe, brauche ich das einfach, sonst werde ich ner­vös", sagt Kim. „Auch wenn man nach dem Training manchmal blaue Knie hat, das gehört dazu", fügt Hanna hinzu. Auch das Ge­meinschaftsgefühl spielt eine Rol­le, sagt Kim: „Wir kennen uns alle mindestens seit zehn Jahren. Schautanz ist einfach ein toller Ausgleich zum Alltag."

Die Sportarten Garde- und Schautanz sind aus der Karnevals­tradition hervorgegangen, doch die sportlichen Anforderungen bei den Wettkämpfen sind deut­lich höher als das, was das Publi­kum bei den Fastnachtssitzungen sehen möchte, erklärt Kaul. „Für Auftritte bei Sitzungen, beispiels­weise bei den Kümmlern, haben wir speziell auf Wünsche des Publi­kums zugeschnittene Tänze."

"DER WETTBEWERB"

Tänzerinnen und auch einige Tänzer aus 65 Vereinen waren am vergangenen Wochenende zu Gast beim Turnier des TSC Ysenburg in der Hugenottenhalle.

Etwa 190 Tänze wurden in den verschiedenen Disziplinen getanzt - also beim Gardetanz und dem Schautanz mit ihren jeweiligen Unterdisziplinen.

Infos: www.tsc-ysenburg.de


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